Werkzeug der inneren Transformation

Das Enneagramm ist in seinem Ursprung vor allen Dingen ein Werkzeug innerer Transformation und dient nicht primär dazu, um sich und andere typisieren zu können. Den eigenen Enneagrammtyp zu erkennen ist sicherlich sehr wertvoll. Dennoch bleibt es uns nicht erspart, uns ausführlich mit allen anderen Enneatypen zu beschäftigen, denn unsere Egostruktur basiert auf allen 9 Ego-Prinzipien. D.h. jeder von uns trägt alle Enneagamm- Typen in sich.

Neben den Fixierungen, Leidenschaften, Tugenden und heiligen Ideen zeigt das Enneagramm vor allen Dingen den subtilen Transformationsweg selber auf und formuliert in den 9 Tugenden und in den 9 Heiligen Ideen wichtige Prinzipien der inneren Arbeit und der Selbsterkundung. Selbsterkundung ist die Erkundung der unserer unmittelbaren persönlichen Erfahrung – ein Weg, unsere momentanen Gefühle, Gedanken und Verhaltensmuster durch einen Prozess offener Selbstbefragung zu untersuchen, ohne unsere Erfahrung zu schnell zu verändern oder ausmerzen zu wollen, weil sie uns nicht gefällt. Unsere Erfahrung erst einmal da sein zu lassen, um sie tiefer verstehen zu können, entspricht der Tugend am Punkt 1 Gelassenheit. Wenn es uns gelingt unsere Erfahrung da sein zu lassen, ohne sie durch den Filter der Bewertung, was ist richtig oder falsch, gut oder schlecht, moralisch oder unmoralisch zu schauen, dann können wir die Beweggründe für unsere einschränkenden Urteile und Bewertungen erkennen und wir kommen so unserer Essenz näher. Und dies wiederum ist eines der wichtigsten Prinzipien der offenen Selbst-Erkundung.

Die zentrale Frage in jeder Selbst-Erkundung zunächst ist: Was ist wahr in diesem Moment? Selbsterkundung ist ein Prozess des sich nach innen Wendens, nach innen Schauens, des Spürens, Fühlens und Erkennens, ein Prozess also, der weit über nur intellektuelles distanziertes über sich selbst Nachsinnen hinausgeht.
Selbsterkundung ist eine spirituelle Praxis, mittels derer wir die leidvollen Fixierungen unseres Geistes und emotionalen Verletzungen sehen, verstehen und langsam verdauen können.

In die Selbsterkundung fließen wichtige Qualitäten unseres wahren Wesens ein wie:
klares Unterscheidungsvermögen, eine offene Neugier, beharrlicher Wille durchzuhalten, innere Ruhe und vor allem liebevolle Freundlichkeit gegenüber allem, was auftaucht. Denn es können Wunden in unserer Seele berührt werden. Das verletzte Kind in uns wird sich melden und wird uns unmissverständlich wissen lassen, wann es aufgehört hat in bestimmten Lebensbereichen mitzuwachsen und warum.

Die Auseinandersetzung mit unserem innerem Richter wird in diesem Prozess zu einer zentralen und äußerst vitalen Angelegenheit. Wir lernen hierfür Methoden, um mit den Angriffen unseres inneren Richters umzugehen.
Letztendlich lernen wir wieder für uns einzustehen und unsere innere Wesensnatur, mit ihrer Zartheit und Weichheit gegen die Angriffe unseres frühen groben Umfeldes zu verteidigen, um so den Verrat an uns selbst zu beenden.

Die Erkundung insbesondere dessen, was wir das Selbst nennen ist ein zentrales Anliegen des Diamond Approachs. A.H.Almaas gibt einen ersten Überblick über die Methode der Erkundung (Inquiry) in seinem Buch Forschungsreise ins innere Universum.

Das Enneagramm ist dabei ein vergleichsweiser kleiner Teil dieses langjährigen und umfassenden Entdeckungs – und Entwicklungsweges.